huch, was steht denn da?


Irgendwann Ende September standen sie da: seltsam anmutende Plakate überall in der Erfurter Innenstadt, dazu auf dem Domplatz eine Litfasssäule mit der triumphierenden Botschaft: "OB Ruge rügt Schmutzfinken" und der kompletten Sammlung der ordnungsfanatischen Bilderwelt.

Was war geschehen? Ein Rückblick:

Zu Manfred Ruges immer in der Mitte einer Legislaturperiode stattfindender "Gipfel-Party" Anfang 2003 machten sich nicht eingeladene "Schmutzfinken" in der "Guten Stube" zwischen röhrendem Hirsch und Wohnzimmeranrichte breit und verschmutzen die Auslegeware.
Gattin Barbara kam nicht hinterher, die vollgequalmten Aschenbecher auszutauschen, vereinzelt kam es zu liegengebliebenen Bonbonpapieren und Apfelgriepsen, die ohne Unterlage (!) auf dem Wohnzimmertisch (Eiche massiv) liegen blieben - und das trotz Tischmülleimer...



Die Katastrophe war perfekt, als "Fritz", der reinrassige, aber leider strohdumme Schäferhund der Ruges vor lauter Aufregung nicht mehr an sich halten konnte und auf den guten Läufer aus dem Türkeiurlaub kackte.
Parteifreunde rümpften die Nase, sogar der Landesvater kam nicht umhin, die prekäre ordnungspolitische Lage in der Landeshauptstadt zu bemerken und hinter dem Rücken der Ruges begann man zu tuscheln: "Ist sein Stern am sinken? Hat ein Mann, der noch nicht einmal in seinem eigenen Haus Recht und Ordnung bewahren kann die Kraft, eine Stadt zu regieren?"
Doch mitten in der Katastrophe kam dem langjährigen und erfahrenen Kämpfer der Kommunalpolitik der rettende Gedanke...



So oder anders muss es sich wohl zugetragen haben, als die Idee für eine Plakataktion aufkam, die irgendwo zwischen unfreiwilliger Komik und autoritärem Wunschdenken angesiedelt ist und bei den meisten BetrachterInnen ungläubiges Staunen hervorruft.
Laut Zeitungsmeldungen ist die Stadt Erfurt froh, wenn die Einnahmen der Massnahme die Ausgaben decken - es geht also offensichtlich um die disziplinierende Wirkung der Geldstrafen und nicht darum, Geld zu verdienen oder gar die Stadt sauber zu halten. Hierfür wäre das Geld in einer Kehrmaschine besser investiert als in Inspektoren, die ja nun kein Fitzelchen Dreck weg machen.